Lange Rede, kurzer Sinn                                               Juli 2011

 

   Ich fasse mich kurz!“ In welchem Verhältnis steht eigentlich die Aussage zur Potenz eines solcherlei Ankündigenden?

Anlässlich eines Vortragstermins drängte sich mir diese Frage kürzlich in den Sinn. Kann er womöglich nicht länger? Ja, so schlüpfrig hatte ich gedacht! Wollte derjenige insistieren, er habe sowieso nicht viel zu sagen oder unterstellt er salopp, eine längere Rede enthalte auch nicht mehr Sinn?

Wie soll man das verstehen? Wobei doch eins ohnedies klar ist: Der Einstieg in einen Vortrag mit dieser Ankündigung ist seit jeher eine schamlosen Lüge. Sie enthält so viel Wahrheitsgehalt wie die Behauptung, dass Störche Babys lebend gebären.

Die im täuschenden Gewand der Kurzweil daherkommende Ankündigung ist in Wahrheit eine Warnung an all die Ungeduldigen und Oberflächlichen: Jetzt entweder schnell nach Hause oder ans Büfett eilen!

Derjenige, der sich kurz zu fassen ankündigt, holt meist zu einer gehaltvollen und zeitraubenden Rede aus, als wolle er beweisen, wie lang kurz sein kann. Und deshalb macht mich eine solche Vorhersage meist misstrauisch. Vielleicht sollte ich freimütig gestehen, dass ich in solchen Situationen stets in die berühmte Rückkopplungsfalle tappe und dieses Kurz-Lang-Paradoxon auch mit der Quantität meiner Redebeiträge vergleiche?

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