Install.exe                                                               März 2011

 

Mein Schwager war nicht leicht umzustimmen. Für ihn war die letzte Hexe im vor-vorletzten Jahrhundert durch die Inquisition eliminiert worden. Womit er durchaus recht haben mochte, aber in unserem Telefonat ging es schließlich nicht darum.

Ich sprach von .exe statt Hexe und von Installation und nicht Inquisition. Als er das endlich kapiert hatte, versuchte er sich umständlich rauszureden. Er verwies auf die alte Olympia, die klapprige Schreibmaschine, die er von seinem Großvater geerbt hatte, von der er sich nicht trennen wollte, wenngleich er auch über einen halbwegs modernen Computer verfügte. Die Olympia benutzte er traditionsbewusst unter widrigsten Umständen noch immer, obwohl diese schon lange nicht nur das „h/H“ aufgegeben hatte. Warum dieser Ausfall allerdings sein Hör- und Sprachvermögen beeinflusste, war für mich nicht recht nachvollziehbar...

Letztlich inszenierte ich daraus kein Drama und versuchte ihm stattdessen in den folgenden dreieinhalb Stunden – immerhin erfolgreich, wie sich später herausstellte – zu erklären, wie er das Programm „Open Office“aus dem Internet auf seinen Computer downloaden könne. Das erwies sich jedoch nicht nur als ein weites, ziemlich unbestelltes Feld, sondern führte uns auf einen weiten, unebenen Weg, nicht immer deutlich, welches Ziel jeder von uns verfolgte.

Das Vorhaben verkomplizierte sich ansonsten deshalb, weil seine langjährige Lebensgefährtin, meine Quasi-Schwägerin, als Übersetzungssoftware im Hintergrund fungierte. Redlich versuchte sie, ihm meineAnweisungen quasi simultan auf seine Verständnisebene zu übersetzen. Besonders eifrig in jenen Momenten, in denen sich andeutete, dass ich partout nicht weiter kam. Inzwischen wollte nämlich auch sie das Programm unbedingt auf ihrem Laptop haben, aber unter Umgehung des Internets.

Wegen der Viren...

 

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